
Gedankenkreise stoppen: Wie dir achtsames Schreiben hilft, die Stürme des Lebens zu meistern
Du kannst die Wellen nicht stoppen, aber du kannst lernen, sie zu surfen.
(JON KABAT ZINN)
Die Bezeichnung als „Wellen“ oder gar „Stürme“ klingt im ersten Moment so, als ginge es in diesem Artikel nur um große Veränderungen und Krisen im Leben. Doch sind auch die kleineren Hürden und Unruhen in unserem Alltag damit gemeint. Denn wie du sicher weißt, können nicht nur die großen Lebenskrisen unser Gedankenkarussell in Gang setzen, sondern auch kleinere Entscheidungen oder auch Konfliktsituationen im ganz normalen Alltag.

Wenn wir genau hinschauen, ist unser Lebensalltag ständig von (kleinen) Herausforderungen geprägt. Egal ob kleine Wellen oder ausgewachsene Stürme: Das Journaling ist ein kraftvoller Anker in diesen Zeiten. Denn wenn du achtsam schreibend reflektierst, kannst du diese Gedankenkreise stoppen und deine Emotionen bewusst verarbeiten.
Achtsames Schreiben verlangsamt unser Gedankenkarussell, da wir unsere Gedanken handschriftlich aufschreiben und so jeden Buchstaben einzeln formen müssen. Diese Art des Schreibens bringt unsere Gedanken automatisch zur Ruhe, lässt uns innehalten ~ und genauer hinhören.
Da du deine Gedanken und Gefühle aufschreibst und sie so auf dem Papier vor dir sichtbar machst, durchbrichst du sich fortwährend wiederholende Schlaufen. Du bemerkst schneller, wenn sich Gedanken wiederholen, als wenn sie bloß in deinem Kopf kreisen würden. So rettest du dich aus einer Gedanken- und Emotionsflut, die sich unbeobachtet schnell verselbstständigen könnte. Im schlimmsten Fall wütet sie noch lange Zeit ziellos weiter in deinem Inneren, was wiederum auch deinen Umgang mit anderen bestimmt.
Wie du achtsames Schreiben nach Konfliktsituationen verwendest
Nach einer Konfliktsituation bei der Arbeit oder mit deiner:m Partner:in kannst du das achtsame Schreiben zum Beispiel wunderbar einsetzen. Nimm dir bewusst die Zeit, um erneut ganz für dich allein auf die Situation zurückzuschauen und achtsam deine Gedanken und Gefühle darüber niederzuschreiben.
Durch anschließendes achtsames Schreiben erlangst du eine innere Klarheit, die dir zuvor in der Situation möglicherweise gefehlt hat. Denn gerade, wenn es eine hitzige Diskussion war, spüren wir in dem Moment nur die starken Emotionen, die gerade in uns wirken.
Durch anschließendes achtsames Aufschreiben deiner Gedanken und Gefühle findest du heraus, was dich genau verletzt hat, was du dir vom anderen gewünscht hättest und welche Bedürfnisse du hast. Du gewinnst Klarheit darüber, was du eventuell im Nachgang noch einmal deutlicher kommunizieren möchtest. Zudem fällt es mit Abstand leichter, auch die Position des anderen zu verstehen und nachzufühlen.
Achtsames Schreiben stoppt damit nicht nur dein eigenes Gedankenkarussell, das dich vermutlich nach der Konfliktsituation auf Schritt und Tritt begleitet, sondern es beendet auch den „Reaktionsmodus“. Anstatt dich zu drängen, deinem Gegenüber noch in der Konfliktsituation irgendetwas zu entgegnen, ziehst du dich bewusst zurück, um erst einmal für dich Klarheit zu finden. Erst anschließend suchst du das offene und vermutlich weniger emotional aufgeladene Gespräch mit der betroffenen Person.

Das achtsame Schreiben nach einer Konfliktsituation bringt dich in einen intensiven Reflexionsprozess, der ansonsten kaum stattgefunden hätte. Langfristig werden dir durch regelmäßiges achtsames Schreiben deine eigenen Verhaltensweisen, Bedürfnisse und Wünsche derart klar, dass du bereits in der herausfordernden Situation bei dir bleiben und diese deutlich kommunizieren kannst.
Richtige Entscheidungen treffen durch achtsames Schreiben
Auch beim Treffen von Entscheidungen kann achtsames Schreiben dich unterstützen, indem es Gedankenkreise sichtbar macht, klärt und so stoppt. Du machst dir in ganzen Sätzen schreibend deine Gedanken und Gefühle zu den verschiedenen Optionen Wort für Wort sichtbar und reflektierst sie.
Du lässt dich achtsam schreibend hineinsinken in alles, was die anstehende Entscheidung in dir auslöst. So durchläufst du bewusst den Prozess der Entscheidungsfindung und lässt alle Perspektiven da sein.
Die Seiten, die in diesem Fall beim achtsamen Schreiben entstanden sind, kannst du aufbewahren, um dich zum Beispiel rückblickend daran zu erinnern, welche Beweggründe dich zu deiner Entscheidung gebracht haben. Dies hilft, wenn du später nach der Entscheidung doch wieder ins Zweifeln kommst.

Stille. Mein Nichts, in dem alles sein darf. In dem Worte weiterwachsen, sich aus meinem Kopf aufs Papier ergießen. Und irgendwo dazwischen erklingen zarte Gefühlsmelodien flechten sich um jeden Buchstaben. Ihre Klänge leiten mich auf den Weg übers Papier zurück zu mir, zu meinem Fundament, das still darunter liegt. Stille. Mein Anker. Mein N-ICH-ts, in dem alles sein darf. Vor allem ich.
[Gedicht aus „Lebenspoesie“]
Hast du das achtsame Schreiben schon einmal nach einer Konfliktsituation ausprobiert? Oder um eine Entscheidung zu treffen? Teile deine Erfahrungen gerne in den Kommentaren.
[Über das Thema, wie achtsames Schreiben uns helfen kann, den Stürmen des Lebens zu begegnen, spreche ich übrigens auch im Podcast „Jubeltage“ mit Karin Graf-Kaplaner.]
Ein Gedanke zu „Gedankenkreise stoppen: Wie dir achtsames Schreiben hilft, die Stürme des Lebens zu meistern“