Buchempfehlungen: mein Lesejahr 2022

Buchempfehlungen: mein Lesejahr 2022

Seit Mitte des Jahres 2022 habe ich angefangen, meine aktuellen Bücher zu „dokumentieren“, indem ich sie auf Instagram als Lesetipps festgehalten habe. Ich dachte mir, dass es schön wäre, wenn andere Leser:innen und Bücherwürmer diese auch auf meiner Webseite einsehen könnten, deshalb habe ich dieses Lesejahr 2022 zusammengestellt. Die Reihenfolge ist rein chronologisch und sagt nichts darüber aus, was mir am besten gefallen hat.

„Pflanzenbrauch im Jahreslauf. Mit Baum und Kraut im Reigen der Jahreskreisfeste spielen, heilen und genießen“ von Coco Burckhardt, erschienen im Neue Erde Verlag.

Es vereint meine Faszination für Heilkräuter mit den Jahreskreisfesten, über die ich ebenfalls auf meinem Blog geschrieben habe. Das Buch begleitet durch die verschiedenen Jahreszeiten mit ihren Jahreskreisfesten. Es gibt Pflanzenprofile, ihre Wirkungen und kleine Geschichten dazu. Eine große Sammlung von Rezepten, Anwendungsideen, usw. Kurz und schön gestaltet, zum Beispiel mit Zeichnungen von Pflanzen.

In diesem Buch stöbere ich immer mal wieder, wenn es zum Jahreskreisfest passt, es ist also noch nicht beendet.

„Feel the Fear and do it anyway“ von Susan Jeffers (deutscher Titel: Selbstvertrauen gewinnen. Die Angst vor der Angst verlieren)

Feel the fear and do it anyways Klappentext

Dieses Buch habe ich zum bestimmt vierten Mal gelesen. Es ist eines der Bücher, die ich phasenweise zur Hand nehme. Eine richtige Stütze für alle, die öfter mal von ihrer Angst im festen Griff gehalten werden und sich mehr Mut wünschen.

Zitate:

„At the bottom of every one of your fears is simply the fear that you can’t handle whatever life may bring you.“

„You have always done the best you possibly could, given the person you were at a particular time.“

„You have the power to create what you need. Given commitment, clear goals and action, it’s just a matter of time.“

„Most people take themselves and their decisions very seriously. I have news for you. Nothing ist hat important.“

„Big Magic. Creative Living beyond Fear“ von Elizabeth Gilbert (deutsch: Big Magic. Nimm dein Leben in die Hand und es wird dir gelingen)

Das Buch habe ich dieses Jahr zum dritten, vierten Mal gelesen, also noch einer meiner Klassiker. Es macht Mut für jegliche kreativen Projekte – und auch generell, das eigene Leben kreativ und vor allem aktiv zu gestalten. Bei jedem Lesen eine Inspiration für mich und nicht nur für Autor:innen zu empfehlen.

Big Magic Klappentext

Zitate:

„Your fear will always be triggered by your creativity, because creativity asks you to enter into realms of uncertain outcome, and fear hates uncertain outcome.“

„Every single pursuit – no matter how wonderful and exciting and glamorous it may initially seem – comes with ist own brand of shit sandwich, it’s own lousy side effects. You just have to decide what sort of suckage you’re willing to deal with.“

„If I am not actively creating something, then I am probably actively destroying something (myself, a relationship, or my own peace of mind).“

„Der Gesang der Flusskrebse“ von Delia Owens, erschienen beim Heine Verlag.

Der Gesang der Flusskrebse Klappentext

Dieses Buch! Habe die fast 500 Seiten im Juli förmlich verschlungen. So viel Poesie liegt darin verborgen und die Geschichte ist romantisch und mitreißend zugleich. Die Verfilmung kam im August auf Deutsch in die Kinos, kommt aber absolut nicht ans Buch heran (wie so oft natürlich. Worte sind einfach magisch!).

Zitate:

„Und genau in dem Moment frischte der Wind auf, und Abertausende gelbe Platanenblätter rissen sich von ihrer Lebensader los und strömten über den Himmel. Herbstblätter fallen nicht, sie fliegen. Sie nehmen sich Zeit und genießen ihre einzige Chance, frei zu sein.“

„Die Elemente hatten ein kurzes und veränderliches Lächeln aus Sand geformt, genau im richtigen Winkel. Die nächste Flut, die nächste Strömung würde eine andere Sandbank gestalten und noch eine andere, aber nie wieder diese hier.“

„Manche Samenkörner ruhen und warten jahrzehntelang in der trockenen Erde, und wenn das Wasser endlich wieder heimkehrt, brechen sie durch den Boden und entfalten sich.“

„Offene See“ von Benjamin Myers, erschienen beim Dumont Buchverlag

Wundervoll. England, der kleine Zauber der Jahreszeiten, ganz viel Poesie und tiefe Lebensfragen in einen recht simplen, aber bezaubernden Plot verpackt. Dieses Buch hatte alles, was ich beim Lesen liebe, und ich musste mich zurückhalten, es nicht zu schnell durchzulesen.

Offene See Klappentext

Zitate:

„Kunst war der Versuch, den Moment in Bernstein zu gießen.“

„Niemand gewinnt einen Krieg wirklich; manche verlieren bloß ein bisschen weniger als andere.“

„Nur wenn ich allein in der Natur war, hatte ich je eine Ahnung von meinem wahren Ich bekommen.“

„Im Schweigen liegt Poesie, aber die meisten nehmen sich nicht die Muße, sie zu hören. Sie reden und reden, aber sie sagen nichts, weil sie Angst davor haben, ihren eigenen Herzschlag zu hören.“

„Lass uns das Tagebuch wegwerfen, den Kalender verbrennen, die Uhren zertrümmern und stattdessen so tun, als wäre das Heute unendlich und würde nur durch den dunklen Himmel und den Ruf der Eule unterbrochen.“

„Durch Dichtung vermittelt uns die Menschheit, dass wir nicht völlig allein auf der Welt sind. Dichtung ist eine tröstliche Stimme, die durch die Zeiten hallt wie der schwermütige Klang eines Nebelhorns in der nautischen Nacht.“

„In solchen Momenten, wenn ich Erde umgrub oder Holz abschmirgelte oder einfach nur auf einer Bank saß und das Gesicht in die Sonne hielt, schien ich so gänzlich aus der Zeit zu fallen – oder umgekehrt, mich so tief im Hier und Jetzt zu versenken, dass ich vergaß, wer ich war.“

„Pollyanna“ von Eleanor H. Porter, erschienen im Anaconda Verlag

Ich lese eher selten Kinder- und Jugendbücher (weil ich persönlich andere Genres lieber lese), aber dieses habe ich gerne gelesen. Die 11-jährige Pollyanna steckt mit ihrem Optimismus an und hat mich oft auflachen lassen, wenn sie jegliche Erwartungen der Erwachsenen in der Geschichte durchbricht und sie aus ihren eingespielten Mustern lockt.

Zitate:

„‘Wenn Sie doch Lust auf etwas hätten, was wäre das?‘ Die Frau zögerte. Sie war sich dessen nicht bewusst, aber sie war seit Langem so gewöhnt daran, Wünsche nicht erfüllt zu bekommen, dass es ihr unmöglich schien, aus dem Stand einen echten Wunsch zu äußern. Und doch musste sie jetzt etwas sagen. Dieses ungewöhnliche Kind wartete darauf.“

„Schon komisch, dass Katzen und Hunde mehr vom Wesen der Menschen verstehen als der Mensch, nicht wahr?“

„Tante Polly, bitte. Wo kann dieser ganze Pflichtkram und froh machen, wo denn nur?“

„Gift from the Sea“ von Anne Morrow Lindbergh

Gifts from the Sea Klappentext

Das ist eines meiner Lieblingsbücher. Poetisch und tiefgründig schreibt die Autorin über gesellschaftliche Rollenbilder und Lebensphasen (insbesondere Beziehungsphasen). Das aber nicht in Form eines trockenen Sachbuchs, sondern angestoßen durch einen Urlaub ohne Familie in einem Häuschen am Meer, bei dem sie verschiedene Muscheln findet. Diese sind für sie Symbole für die verschiedenen Themen. Ich habe es in einem Buchladen für gebrauchte Bücher gefunden und liebe es! Es war quasi meine Muschel, auf die ich unverhofft gestoßen bin.

Zitate:

„Only when one is connected to one’s own core is one connected to others, I am beginning to discover. And, for me, the core, the inner spring, can best be refound through solitude.“ 

„It is true, of  course, the original relationship is very beautiful. Its self-enclosed perfection wears the freshness of a spring morning. Forgetting about the summer to come, one often feels one would like to prolong the spring of early love, when two people stand as individuals, without past or future, facing each other. One resents any change, even though one knows that transformation is natural.“

„I am very fond of  the oyster shell. It is humble and awkward and ugly. It is slate-coloured and unsymmetrical. It’s form is not primarily beautiful but functional. I make fun of its knobbiness.“ 

„Perhaps this is the most important thing for me to take back from beach-living: simply the memory that each cycle of the tide is valid; each cycle of the wave is valid; each cycle of a relationship is valid.“

„Wilde Stille“ von Raynor Winn, erschienen im Dumont Buchverlag.

Dieses Buch spielt hauptsächlich in Großbritannien, was ich an sich schon toll finde. Es ist eine Geschichte über Leben und Sterben, Krankheit und Gesundheit, Ende und Neuanfang – und vor allem über unsere Verbindung zur wilden Natur, die uns während all dem ein Hafen sein kann. Zudem spielt der letzte Teil des Buches in Island und hat für mich persönlich viele Erinnerungen aufgewirbelt, da ich 2017 ebenfalls dort als Wanderreiseleitung mit Zelten unterwegs war. Das Buch hat in mir noch länger nachgeklungen.

Ich hatte den ersten Teil (Der Salzpfad) übrigens nicht vorher gelesen. Das ist für das Verständnis dieses zweiten Teils auch nicht notwendig. Allerdings werde ich den ersten vermutlich auch noch nachholen…

Wilde Stille Klappentext

Zitate:

„Ich konnte sie nicht sehen, aber ich wusste, dass sie da war. Ich fühlte den Sog der Küste aus beiden Richtungen, und als ich meine Arme ausbreitete und mit den unsichtbaren, aber vertrauten schroffen Formen verschmolz, wurde mein Atem eins mit dem Wind, genau wie ich selbst.“

„Um zwei Uhr morgens war keine Zeit für Schlaf. Nur Zeit, um auf Atemzüge zu lauschen, sie abzuspeichern, aufzubewahren für eine Zeit, in der es keine mehr geben würde.“ 

„Es ist nicht einfach, eine Gabelung im Lebensweg zu erkennen, und noch schwieriger, sich bewusst für eine Abzweigung zu entscheiden. Doch manchmal kann man im Rückspiegel einen flüchtigen Blick darauf erhaschen.“

„Verlust kann befreien. In der Leere, die zurückbleibt, kann alles geschehen. Etwas aus dem Nichts.“

„Wir hatten am Leuchtturm gestanden, am südlichsten Punkt des Landes, als der Wind unsere Vergangenheit mit sich genommen und uns von der Last unserer Geschichte befreit hatte.“

„Aber die Erfahrung hatte uns gelehrt, dass nichts von Dauer war, dass sich jederzeit alles ändern konnte, dass es nichts Beständiges in unserem Leben gab außer meiner Hand in Moths Hand und den Stimmen der Kinder am Telefon, und dass es nur dann ein Risiko gab, wenn man etwas zu verlieren hatte.“ 

„Nein, wir wohnen nicht auf einem ruhigen, stabilen Planeten, sondern  auf einem lebenden, atmenden Gebilde, das von kochender Hitze und Bewegungskräften angetrieben wird, die Felsen schmelzen lassen und Berge versetzen.“

„Das Buch deines Lebens. Aufbruch“ von Sandy Mercier, erschienen im Selfpublishing.

Das Buch deines Lebens Klappentext

Dies ist der zweite Teil vom „Buch deines Lebens“ von der Selfpublisherin. Ihr erstes habe ich 2020 über Instagram gefunden, genauso wie den lieben Kontakt zur Autorin. Diese Fortsetzung habe ich dann von ihr persönlich auf der Buch Berlin gekauft. Wie das erste hat dieser Ratgeberroman Glaubenssätze in eine Geschichte verpackt, die ich auch sehr gut kenne. Es liest sich flüssig und hat mich immer wieder auflachen lassen.

Zitate:

„‘Ich muss nicht perfekt sein. Ich darf Fehler machen‘, sagte die sanfte Stimme und wieder fühle ich aufsteigende Tränen.“

„Ich staune. Herr Maier hat gerade ernsthaft anhand von Karate Kid erklärt, warum Kaffee machen wichtig ist.“

„‘Vielleicht bin ich nur zu ungeduldig gewesen. Ich habe von mir erwartet, alles sofort perfekt zu meistern.‘ Nun schaue ich sie an. ‚Also bin ich ja vielleicht doch gut genug, weil ich mir Mühe gebe?‘“

„Als der Wind die Wellen rief“ von Josephine Cantrell, erschienen bei Tinte und Feder (Amazon Buch)

Hachja! Alles an diesem Buch hat mich sofort angesprochen. Das Cover, dass es in Irland am Meer spielt, die Prise Mystik, Kreativität und die Thematik der Heimkehr der Protagonistin, die scheinbar immer zwischen Gehen und Bleiben gefangen ist. Wie eigentlich jedes Buch der Autorin, empfehle ich dieses Werk von ganzem Herzen!

Als der Wind die Wellen rief Klappentext

Zitate:

„Nicht der Ring, aber alles, was er bedeutete, war viel zu eng für alles, was sie sein wollte. (…) Egal, wohin sie reiste oder mit wem sie zusammen war – diese Befangenheit schleppte sie immer mit sich herum und konnte sie nur von innen heraus loswerden. Aber wie?“

„Sie dachte an das Paradoxon, das ihr Leben bestimmte: Sobald sie den Anker auswerfen wollte, sehnte sie sich danach, die Segel zu hissen.  Orla versuchte, gleichzeitig anzukommen und aufzubrechen.“ 

„Sie war nicht glücklich, aber es war ihr immer einfacher erschienen, ihre Unzufriedenheit auszuhalten, als etwas dagegen zu tun.“ 

„Es waren die O’Connor-Brüder, die zusammen die größte Schafzucht des Countys führten und sich darüber ständig in der Wolle hatten.“ 

„Aber das macht doch keinen Unterschied. Wer auf der Flucht ist, der ist auch auf der Suche. Du fliehst nur, wenn dir etwas fehlt. „

„Wörter brechen keine Knochen“, sagt Dad schulterzuckend. Die Namen, die sie uns geben, würden nichts bedeuten. Und trotzdem brennen sie in meinen Augen, schmerzen wie heiße Kohlen in meinem Bauch.“ 

„Während sie ihr Equipment packte, dachte sie daran, dass Selkies im Grunde zerrissene Wesen waren, die nicht wussten, wohin sie gehörten. Sie lebten im Wasser und sehnten sich nach Land oder lebten an Land und träumten vom Meer.“ 

„Ein Lächeln huschte über ihre Lippen- schnell wie eine Sternschnuppe -, dann atmete sie tief durch. Freiheit war dieses schmale Fenster, in dem man sich gestattete, der Mensch zu sein, der man natürlicherweise war. Kein Schauspiel, keine Maskerade.“

„Orla liebte Porträts und versuchte, nicht nur heranzuzoomen, um eine Oberfläche abzubilden, sondern in andere Menschen hineinzuzoomen, um zu zeigen, was sich hinter den Fassaden verbarg. Gefühle und Geschichten.“

„Alte Sorten“ von Ewald Arenz, erschienen im Dumont Buchverlag

Alte Sorten Klappentext

Dieses Buch wirkte im ersten Moment wie eines dieser romantisch poetischen Werke, die ich so gern lese, die Naturbetrachtung mit Emotionswelten verweben. Deshalb hatte ich es auch gekauft. Das war dann auch so, allerdings kamen hier gerne aus dem Nichts abstoßende Emotionswelten zum Vorschein. Diese waren zuerst schockierend, dann aber auch faszinierend. Das volle Spektrum des Menschseins eben.

Zitate:

„Sie betrachtete den Staub im Licht und fühlte sich eben so: als fiele sie ganz langsam; so langsam, dass man das Auftreffen nicht fürchten musste.“ 

„Es war ja gar kein Abenteuer, wenn es nicht gefährlich war. Wirklich gefährlich und nicht nur wie im Buch.“

„Die Leute sahen fern, dachte sie mit müder Verachtung, sie saßen in ihren engen Häusern und glaubten wirklich, sie sähen in die Ferne, dabei saßen sie so angekettet wie ihre Kühe in ihren Wohnzimmern und glotzten genauso auf eine Wand wie sie.“

„Es wurde gerade erst hell, aber sie machte das Licht nicht an. So waren die Farben noch so leise wie der Morgen.“

„Und zusammen war es ein Geschmack, der…vielleicht würde Sonnenlicht so schmecken, wenn es einem nach einem langen Sommer durch das weite Blau des Himmels und dann durch das alte Grün hoher Bäume direkt auf die Zunge fiele.“

„In den Kliniken hatten sie das Regenrauschen auf CDs, und man saß auf Stühlen im Kreis und sollte die Augen schließen und sich vorstellen, man stünde im Regen. Die waren krank. Nicht sie.“

„Sie fasste sich an den eigenen Kopf. Spürte die Wärme. Die andere legte sie auf den Schädel. Kalt. Das war es. So weit war man vom Tod entfernt. Eine Armeslänge.“

„Sie hatte von Ebbe und Flut gelesen, aber dass ein Meer einfach fortfloss und eine Wüste hinterließ, das hatte sie sich nicht vorstellen können. Sie hatte den Meeresgrund noch nie nackt gesehen. Es war kein schöner Anblick. Und so fühlte sie sich jetzt innen an.“

„Immer noch, nach all den Jahren, war es wie ein Wunder, dass der Wein blühte, dass aus diesen winzigen Blüten Beeren entstanden und schließlich zum Wein reiften. Dazu konnte man nichts tun. Es geschah einfach so. (…) Vielleicht war Sally bisher einfach am falschen Ort gewachsen.“ 

„Überwintern. Wenn das Leben innehält“ von Katherine May, erschienen beim Insel Verlag

Zeiten des Umbruchs, der psychischen Tiefphasen in ihrem eigenen Leben verwebt die Autorin mit Beobachtungen der Jahreszeit, Winter-Traditionen in anderen Ländern und viel bodenständiger Lebensweisheit. Da ist es nicht überraschend, dass ich mir besonders viele Zitate herausgeschrieben habe. Es zeigt, wie sehr dieses Buch zu mir gesprochen hat und wie kraftgebend es dabei war!

Überwintern Klappentext

Zitate:

„Wir stellen uns das Leben immer so gerne als einen wunderbaren, endlosen Sommer vor und glauben, wir hätten als Menschen versagt, wenn es das nicht ist. (…) Aber so ist das nicht.  Allein unser Gefühlsleben durchläuft immer wieder stickige Sommer und dunkle Winter, macht Temperaturstürze mit, ist mal viel Licht ausgesetzt, mal viel Schatten.“

„Wir werden nicht dazu erzogen, unsere persönlichen Winterperioden als solche zu erkennen, geschweige denn sie als solche anzuerkennen. Stattdessen tendieren wir dazu, solche Phasen als Demütigung zu betrachten, als etwas, das wir besser vor anderen verbergen, wenn wir die Welt nicht schockieren wollen.“ 

„Wenn wir aufhören, uns ständig nach Sommer zu sehnen, kann der Winter eine ganz wunderbare Jahreszeit werden, in der die Welt von sparsamer Schönheit ist und selbst der Asphalt funkelt. Eine Zeit zum Nachdenken, zum Erholen, zum langsamen Wiederaufladen, zum Aufräumen.“ 

„Ich frage mich, ob ich mich dem Konzept vielleicht ein bisschen zu bereitwillig hingebe, ob meine Unpässlichkeit vielleicht in Wirklichkeit eine bewusste Entscheidung für einen anderen Lebenswandel ist, ein Drang, zu Hause alles perfekt zu machen, um Turbulenzen auszugleichen, in die mein Leben in der letzten Zeit immer wieder geraten ist.“ 

„Was bringt es schon, zwei Wochen in einem warmen Land zu verbringen, um dem Winter zu entfliehen? Damit schiebt man nur auf, was ohnehin kommen wird. Ich möchte es im Winter kalt haben, möchte die Veränderungen, die der Winter mit sich bringt, annehmen, mich akklimatisieren.“

„Winter ist die beste Jahreszeit zum Wandern, wenn man nichts gegen aufgeweichte Böden und leichte Ohrenschmerzen hat. Am besten sind die Tage, an denen es so kalt ist, dass selbst der Matsch steif friert und der Boden unter den Füßen knirscht. Ordentlicher Frost lässt jeden Grashalm einzeln hervortreten, verleiht seinen Kanten weiße Zacken. Die Kälte verwandelt alles in etwas ganz Besonderes.“

„Winter ist ein ruhiges Haus mit Lampenlicht; eine Runde im Garten, um in einer klaren Nacht die Sterne funkeln zu sehen; das Brausen des Kaminofens; der Geruch von verbranntem Holz.“ 

„Das Ego flammt auf wie ein angerissenes Streichholz: hell, blau, flackernd. Ich bin dankbar, allein zu sein, wenn das passiert, und es einfach wieder erlöschen zu lassen. Wir sollten hin und wieder dankbar sein für die Einsamkeit der Nacht, des Winters.  Sie bewahrt uns davor, der wachen Welt unsere schlimmsten Seiten zu zeigen.“ 

„Es heißt, man soll tanzen, als würde niemand zusehen. Ich glaube, das gilt auch fürs Lesen.“

„Manchmal hat Schreiben etwas von einem Wettlauf mit dem eigenen Kopf: Die Hand hat Mühe, mit der Flut von Gedanken Schritt zu halten.“ 

„Es ist kaum noch Nacht übrig. Wir haben unsere ureigenen, an die Dunkelheit geknüpften Instinkte verloren, wir hören ihre Einladung nicht mehr, ein wenig Zeit in unmittelbarer Nähe unserer Träume zu verbringen.“

„Meine persönlichen nächtlichen Katastrophengedanken lösen sich in Luft auf, wenn ich die Schlafstörung umdefiniere und als reguläre Wachphase betrachte: als einen dringend erforderlichen und heiligen Zeit-Raum, während dessen ich nichts anderes zu tun habe, als zu sinnieren.“

„Es handelt sich um eine zutiefst wortlose Erfahrung, ein tiefes Einatmen reinen Seins inmitten eines Dickichts aus Wörtern. Es hat was von Entwirrung, ist ein Augenblick, in dem ich den wahren Schmerz der Sehnsucht empfinde, ein sanftes Selbstmitleid, ein vor Dankbarkeit geschwollenes Herz, das Ticken der Uhr des Lebens.“

„Das Jahr wird so oder so weitergehen, aber wenn man ihm Aufmerksamkeit schenkt, seinen Pulsschlag spürt und die Momente des Übergangs und der Verwandlung wahrnimmt (…), fällt es uns möglicherweise leichter, ihm zu folgen.“

„Wenn alles in Scherben liegt, kann etwas völlig Neues entstehen. Das ist das Geschenk des Winters, und man kann es nicht ausschlagen: Er zieht Veränderungen nach sich, ob es uns gefällt oder nicht.“

„Die Begegnung mit der extremen Kälte beförderte uns beide in jenes berühmte Klischee, in das Jetzt, sie riss uns los von den Grübeleien über die Vergangenheit oder die Zukunft, vom mentalen Durchgehen der nicht enden wollenden To-do-Listen.“

„Winter ist die Zeit für Bibliotheken, für die gedämpfte Stille zwischen Bücherstapeln und den Geruch nach alten Seiten und Staub. Im Winter kann ich mich stundenlang in etwas vertiefen, das ich nicht ganz verstehe, oder in irgendein geschichtliches Detail.“

„Dass wir mit unseren ewigen Versuchen aufhören sollten, uns für immer behaglich und sicher einzurichten, und stattdessen die zahllosen unvorhersehbaren Veränderungen akzeptieren sollten, die das Wesen des Lebens ausmachen.“ 

„Als ich spürte, wie der Winter anfing, an mir zu ziehen, fing ich an, mich wie ein Lieblingskind zu behandeln: mit viel Liebe und Güte. Ich ging davon aus, dass meine Bedürfnisse berechtigt und meine Gefühle wichtige Hinweise waren.“ 

Welche Bücher hast du 2022 gelesen, die du empfehlen würdest? Schreibe sie gerne in die Kommentare und teile mit mir deine Lesetipps!

3 Gedanken zu „Buchempfehlungen: mein Lesejahr 2022

  1. So eine tolle Sammlung! Mir gefällt vor allem die Aufbereitung mit den Zitaten. So bekommt man nochmal einen ganz anderen Eindruck vom jeweiligen Buch. Danke dafür!

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